Montag, August 30, 2004

newsflash

EILMELDUNG!
Schlimme (oder frohe?) Botschaft erreicht mich aus Deutschland:

Ich bin zutiefst erschuettert und kann nur kommentarlos ueberleiten zur
Uebernahme der BRD durch eine sozialistische Junta (7,3 MB gross... sorry, kein Modemspass!)
durch General Neukirch:

und den dubioserweise im Untergrund agierenden Strippenzieher und neuen EU-Vorsitzenden (??) Ch. Freytag (no picture here)

Gluecklicherweise scheint der Putsch aber zu scheitern (3,6 MB) und General Neukirch scheint seine gerechte Strafe zu erhalten:



was soll man da noch sagen: GEIL!
oder besser: DYNAMO DEUTSCHLAND!
ok ... n insider, aber die Produzenten (siehe making of (1,8 MB) ) verstehn's :-)

hasta pronto... y la revolución está eterna!


Out of Office

Die deutschen Wochen in Kanada beginnen!
Ab morgen geh ich das erste Mal wirklich in die grosse Stadt, nach Toronto (hier eher wie /teraano/ ausgesprochen) zur VLDB. Meine erste Konferenz und wenn ich einen schicken Anzug oder auch nur eine Krawatte besitzen wuerde, wuerde ich glatt ueberlegen, ob ich die eher anziehen soll oder nicht. Mein Diplomarbeitsbetreuer Sven wird auch dort sein und der hat im letzten Jahr schon die leidvolle Erfahrung gemacht, als nahezu Einziger auf der Konferenz mit Anzug und Krawatte rumgelaufen zu sein und sich ungeheuer overdressed zu fuehlen. Scheinbar nehmen's die Informatiker mit der Konferenzkleidungsordung nicht so dolle und laufen eher so in T-Shirt und Jeans rum. Ausser dann beim Banquet am Donnerstag abend. Da werden die ganzen Profs dann mit Anzug und ihre Frauen (altersabhaengig) im aufreizenden, schicken oder einfach nur dezenten Kleid, auf jeden Fall aber angemessen angezogen erscheinen. An dem Banquet nehme ich aber nicht teil, weil ja Katrin bereits morgen Abend in /Teraano/ ankommt und wir dann am Do. abend wieder zurueck nach Waterloo fahren werden.
Ab Freitag steht uns dann ein schickes, kleines Miniauto (vermutlich sowas wie ein Hyundai Accent) zur Verfuegung. Mit etwas Glueck sogar mit CD-Player, ansonsten eher spartanisch. Damit werden wir dann fuer die naechsten zwei Wochen Ottawa, Montreal und wohl auch Quebec City besuchen.
Demnach wirds hier vermutlich jetzt erstmal etwas stiller werden, aber dafuer dann danach wohl in einer Bilder/Erlebnisflut ausarten.
Im Anschluss an Katrin kommen dann noch meine Eltern vorbei, so dass bis Anfang Oktober mein Englisch wieder stark leiden wird.
Wenigstens auf die Hochzeit meiner Nachbarn am 25. September, zu der ich bei nahezu jeden Zusammentreffen erneut eingeladen werde, ich also auch mittlerweile als "echte Einladung" ansehe) werd ich dann wieder mehr Englisch reden.

ok, so see you soon again guys...
Ach ja, anbei mal wieder ein Lebensbeweis:
(@Chrischi: Bin ja immer noch eine militaerische null, aber sind da jetzt nicht zwei shermans auf dem bild?)



Gooood Evening Vietnam!

Wieder mal ein seltsames Erlebnis gehabt.
Ich hab am Samstag einen Bekannten besucht und sass mit ihm am fruehen Abend in seinem Garten. Kurz darauf kam sein Nachbar (ca. 55), hat ueber den Zaun geschaut und uns auf ein Glas Wein eingeladen. Ich habe ja noch keinen Wein aus Ontario kennengelernt und demzufolge auch gerne zugesagt. Wir gehen also zu den Nachbarn, unterhalten uns ein wenig und ich probiere etwas Weisswein aus der Niagara-Region. Der wird hier (zumindest bei den besagten Nachbarn) eiskalt getrunken, wobei Nachbars Frau den Wein aus einem Glaskelch trinkt, der extra vorher noch ins Gefrierfach gelegt wird...egal. Er - Jack - , Mittfuenfziger, Baeuchlein, zunehmender Haarverlust am Kopf, dafuer deutlich Brust- und Rueckenbehaart, seine Frau - Nina oder so - (aehnliches Alter, aehnliche Figur), mein Bekannter, ich und Soleil, Nachbars Golden Retriever, der in keiner Weise auch nur annaehernd so gut erzogen ist wie Ingos Mo (was zugegebenermassen auch schwer zu erreichen ist). Soleil versucht also alle 2-3 Minuten meine Arme, Fuesse und trotz deutlichem Abwehren meinerseits auch mein Gesicht abzulecken, springt und bellt mich an, nebenbei fliesst Wein, wir unterhalten uns locker und alles ist gut. Nach ca. 1-2 Stunden, die Themen werden auch mal etwas tiefergehend (Kanadische Politik, Wirtschaft, etc...) werde ich auch gefragt, was ich von Kanada bisher so halte. Ich muss dann ehrlicherweise schon immer wieder sagen, dass die Leute hier seeeehr freundlich und besonders auch seeeehr gastfreundlich sind und (das teilen sie dann mit den Amerikanern) oft eher emotional, bisweilen sogar sentimental. Letzteres sage ich allerdings meistens nicht :-)
Tja, ich kann mich nicht mehr an den genauen Verlauf des Gespraechs erinnern. Jedenfalls sagt Jack irgendwas, was ich nicht ganz verstehe, zu seiner Frau, verschwindet und sie sagt darauf (mit Traenen in den Augen), dass er ihr grade "ein Zeichen" gegeben hat und sie seine Geschichte erzaehlen darf (die laut ihr nicht mal seine Familie kennt... hmm... sollte ich das hier also einfach schreiben?... naja, zumindest hab ich schon mal ganz "journalistisch professionell" die Namen der Beteiligten geaendert :-)
Ploetzlich also voellig andere Stimmung und Nina erzaehlt, dass ihr Jack (Kanadischer Staatsbuerger, in Alberta als "redneck" gross geworden) mit knapp 20 in den Staaten in eine Barpruegelei reingerutscht ist, dafuer verhaftet wurde und dann (1963 etwa) in den Vietnamkrieg eingezogen wurde. (Man hatte damals wohl die Wahl, eine hoehere Gefaengnisstrafe abzusitzen oder eben in den Krieg zu ziehen). Danach (Jack kam dann recht schnell zurueck) haben wir noch ca. 20 Minuten ueber das Ganze geredet und irgendwie kamen dabei verschiedene Informationsbrocken seitens Jack. Jedenfalls hat er wohl "etliche Leute im Krieg getoetet", hat darunter auch gelitten, war mehrfach Kriegsgefangener (POW), ist befreit worden und spaeter wieder gefangen genommen worden, ist gefoltert worden, hat davon koerperliche und psychische Narben davongetragen, hat fuer den CIA gearbeitet (in einer Einheit, die "Black Angels" genannt wurde) und spaeter dann aus Enttaeuschung seine "Medal of Congress", die laut ihm wohl die hoechste amerikanische Auszeichnung ist und die man fuer eine bestimmte Anzahl von "kills" kriegt, fuer einen "pitcher of beer" eingetauscht.
Die Stimmung ist hochernst, ich bin hin- und hergerissen zwischen "wuerde gern mehr erfahren" und "kann ich das jetzt einfach fragen?". Jack sagt immer wieder "Go on, just ask your questions", fixiert mich permanent mit seinen Augen, waehrend seine Frau ihn dabei immer mit einer Mischung aus Bewunderung und Mitleid anschaut.
Ich kam mir bei der ganzen Sache in etwa vor wie der kleine Junge in Pulp Fiction, der die Uhr seines Vaters von dessen Kameraden bekommt ("Diese Uhr hat dein Vater 3 Jahre lang am einzigen Ort getragen, an dem die Reisfresser nicht nachgesehen haben - in seinem Arsch"): Hier erzaehlt mir jemand, den ich nicht kenne, etwas ungeheuer Privates, ist dabei ungeheuer ernst und ich verstehe einfach nicht genau, um was es geht und wie ich reagieren soll.
Nach diesen ca. 20 Minuten Vietnam Trauma dann wieder radikaler Themenwechsel, von Jack eingeleitet mit "Oh no more talking 'bout me... let's talk about something else. Are you gonna be here during Oktoberfest?" oder so... in den folgenden 20 Miuten verabreden wir dann noch, dass wir gemeinsam zum Oktoberfest nach Kitchener/Waterloo gehen werden (was im Uebrigen - nur um mal wieder einen leidigen Superlativ zu bemuehen - das groesste Oktoberfest ausserhalb Muenchens ist). Dann - ebenso ploetzlich und ohne Ankuendigung - schmeisst uns Jack regelrecht raus (zwischen den einleitenden Worten, dass wir jetzt gehen sollten und dem Moment, wo wir dann seinen Garten verlassen, vergehen hoechstens 1 Minute, inklusive hugs and kisses).
Zum "Verarbeiten" gabs danach bei meinem Bekannten noch n Bier und etwas Olympiade, nur um wieder runterzukommen. Der fand die ganze Angelegenheit auch hoechst strange und ist sich auch nicht recht sicher, was daran nun stimmt und was nicht.
Von den Black Angels hab ich jedenfalls im Zusammenhang mit Vietnam oder CIA im Internet auf Anhieb nichts gefunden, was auf eine Sondereinheit hindeutet. Aber warum sollte sich jemand so eine Story ausdenken und dann dazu so eine "Show" abziehen...
anyway... jedenfalls scheint das "Standard Trauma Vietnam" der Amerikaner sich auch bis in den Sueden Kanadas vorgearbeitet zu haben und ich hab das erste Mal jemanden getroffen, der in Vietnam dabei war... und er war kein gluehender Kriegsverehrer!

Dienstag, August 24, 2004

scoop your poop

das sollte es bei uns auch geben...
Nicht nur das Zeichen allein:
Bueck dich und schaufel!
Sondern auch die dazugehoerige Einstellung. Am ersten Tag bin ich mit Meagan (nach wie vor das einzige Mal, dass ich sie bisher gesehen habe, was fuer einen Zimmernachbarn doch recht wenig ist) und einem ihrer Freunde spazieren gewesen. Der hat seinen Hund ausgefuehrt und als der dann ueberdringend in einen Garten ein paar Blocks weiter gekackt hat, hat der Typ sich eher aengstlich umgekuckt und wir sind fast wie Verbrecher schnell und unauffaellig davongeschlichen. Er bedauerte auch aufrichtig, dass er nichts zum "scoopen" dabei hatte.
Ich weiss ja nicht, wie hoch die entsprechenden Strafen sind, aber irgendwie scheinen die Leute hier die Kacke ihrer Hunde wirklich wegzuraeumen. Ich hab bisher noch nicht mal einen einzigen Haufen gesehn (vermutlich die Sache, die ich am wenigsten vermisse?), wobei man fuer Berlin oder der Dresdner Neustadt vermutlich problemlos nen schicken Bildband a la "Die besten Haeufchen Berlins" oder "2004 Neustadt's Guide to dog poop" zusammenstellen koennte.
(Insider @Chrischi: Demzufolge gabs auch noch nicht das schoene "Womit Kacke wegwischen, entscheide dich!"-Jingle in meinem Kopf...)
Wir haben vielleicht die kuenstlerisch inspirierteren Zeichen so wie das hier (gesehen in Leizig) :

Deren Bedeutung geht dann wohl irgendwie in Richtung "Genmutierte Hundereptilien kacken HIER NICHT", aber was nuetzt's, wenn's doch staendig passiert.
(Ach ueber das Thema koennte man sich ewig auslassen. Manchmal kann man auch an Hand der sich oft ueber mehrere Meter hin ziehenden Spuren eines zertretenen Haufens den Kampfverlauf des Unglueckseligen mit der vormaligen Wurst ablesen.)
Was ist also die Loesung: Harte Strafen fuer Hundekotliegenlasser (wer MuxMäuschenStill gesehen hat, weiss, was da moeglich ist), Import von italienischen Schuhen (die ohne Profil) oder Einrichtung von staedtischen Schuhprofilwaschanlagen? Hat irgendwer bessere Ideen?
Hier jedenfalls klappt es prima ohne das...

Freitag, August 20, 2004

No news and TV make Seb go crazy?

Olympia geht dieses Jahr wohl total an mir vorbei...
eigentlich so wie immer. Aber diesmal ist es schlimmer, weil ich garnicht die Moeglichkeit habe, wegzuschalten. Unser Fernseher wird durch eine Zimmerantenne gespeist, mit der man 2 Programme lupenrein und ca 5-6 weitere in einer derart miserablen Qualitaet reinkriegt, dass ich mir nicht mal sicher bin, ob es ueberhaupt Programme sind (das Rauschen ist sozusagen nahezu weiss).
Macht aber nix, denn die beiden Kanaele (und das eine Mal, als ich Fernsehen in Plattsville geschaut habe), haben bei mir zumindest den Eindruck hinterlassen, dass die "oeffentlich-rechtlichen" Kanaele Kanadas den unsrigen in puncto (inhaltlichem) Qualitaetsverlust auch einige Jahre voraus sind.

Dafuer hab ich dann versucht, das Radio in der Kueche zumindest waehrend des Kochens/Essens zu benutzen. Ausser Country-Sendern (Countrymusik krieg ich aber eh schon immer bei den Nachbarn zu hoeren) und Hoerspielen bzw. froehlich-gelaunten Menschen in den Morgen-Shows hab ich noch keine wirklich guten Nachrichten rein gekriegt. Die kommen hier jedenfalls nicht zu jeder vollen Stunde. Bisher kamen abends entweder problematisierende Hoerspiele (irgendwas mit drug abuse, homosexuality in public oder abortion) oder Komoedien (sowas wie Sit-Coms ohne Bild aber mit eingespielten Lachern) oder eben Country/Hard Rock.

Macht aber auch nix. Tagesschau (20:00) guck ich jetzt immer in meiner spaeten Mittagspause (um 14:00) online und die Nachbarn haben mir auch angeboten, ihr Cable in unser Haus zu "erweitern"...wobei ich mir nicht so sicher bin, ob ich das ueberhaupt wollte.

So jedenfalls nutze ich den fruehen Abend dann manchmal fuer ne kleine Fahrradtour, meist auf der Suche nach etwas Natur zum Joggen. Im Breithaupt Park (wieder ein deutscher Name!) hab ich mich auch gleich verlaufen. Bin in irgendeinem neureichen Wohngebiet rausgekommen. Aber zum Glueck haben die Leute hier ja nicht alle Knarren und rufen "Freeze", sobald man deren Grundstueck betritt (zumindest nicht die, wo ich dann war). Ist uebrigens ein komisches Gefuehl mit einem Fahrrad auf einer teilweise 4-6-spurigen Strasse zu fahren. Man denkt dann immer gleich, man ist auf der Autobahn.

Gestern hat mich bei einer Erkundung der Stadt mit dem Fahrrad dann ein Typ an der Ampel angesprochen (wir beide auf Fahrraedern, er im Aussehen und Tonfall dem Dude nicht unaehnlich):

young-Dude: "Maaaan, you got major wobbles, Maaan!"
seb: (??) "Aeh.. what's that?"
young-Dude: "Maaan, major wobbles!" (Geste von hin-und-her-wackelnden Reifen)
seb: (Oh? Achter im Rad? Was sag ich jetzt?) "Aeh... yeah.... it's not good, eh?"
young-Dude: "Maaaan, you should get the ?????? ????ed with a ????, Maan! I wouldn't go too fast with that bike, Maaaan!"
seb: (???) "Aeh, yeah maybe..." (??)
young-Dude: " Yeahh, just to let you know, Maaan!"
Ampel wird gruen. Young-Dude faehrt los.
seb: "Aeh.. yeah... thanx... - Maaan"

Soviel zu meinem Fortschritt bei spontaner Kommunikation mit Einheimischen.


Mittwoch, August 18, 2004

Tour de Moore

fuer die Bandbreitenkoenige (Files jeweils zwischen 1,5 MB und 5 MB, also per Modem recht laaahm) hab ich mal ein paar Bewegtbilder vom Haus und mir gemacht:
Zuerst geht's durch mein Zimmer, dann durch den Flur ins Bad. Dort ein Close-Up auf die Heimatente, Treppe runter ins Erdgeschoss, n kurzer Blick auf die Wohnzimmer und schliesslich zum Bier in der Kueche.
Hey, nicht spektakulaer, aber dafuer mit Liebe gemacht ;-)

Und zum Abschluss dann noch eine kurze Botschaft als Beweis, dass ich noch lebe (was ja vielleicht das Wichtigste ist)...



Dienstag, August 17, 2004

There goes the neighborhood

Dienstag, vergangene Woche.
Ich bin fast etwas wehmuetig, nach einer Woche Plattsville Paradise nun in die Stadt zu ziehen und erstmal keinen zu kennen. Am fruehen Dienstag nachmittag faehrt mich also Matthew in meine neue Bleibe 80, Moore Ave. Am Anfang hab ich immer gedacht, dass es etwas komisch klingt, wenn ich sage: "Next week I'll move to my new place" oder so, weil umziehen ja doch etwas uebertrieben ist, wenn man einen Koffer und zwei Rucksaecke mit sich hat. Aber was Hendrike und Matthew mir dann alles so mitgegeben haben, hat dann doch deren Van gefuellt. Trotzdem: Nach einer Stunde alles verstaut und eingerichtet (is ja auch nich so viel). Dann mit Meagan unterhalten und spazieren gewesen.
So gegen 18:00 ruft dann Pete (der Nachbar) rueber und fragt, ob ich Lust auf n Bier haette, was ich natuerlich nicht ablehnen kann/will... neue Leute kennenlernen ist ja oberste Devise.
So let's try canadian beer (@joern&nicole: ihr solltet mich ja gut auf den Kulturschock vorbereitet haben!)... und was soll ich sagen: Is garnich so schlecht. Ich hab Brick (lokales aus Waterloo) und Creemore getrunken und mehr weiss ich nicht mehr (in Punkto Bier).
Jedenfalls hab ich erstmal die Nachbarn Pete & Tamara kennengelernt. Und mit ihnen dann gleich noch n Haufen ihrer Freunde, Bekannte etc. Und nach ueber einer Woche in Kanada hoer ich dann das erste Mal (endlich) das, was man sich so als Klischeesprache auch vorstellt: Kaum n Satz ohne "Fuck", "Fuckin'", "mother~", "bitch" und heftigster Slang, bei dem man aber auch garnix von seinem Schulenglisch mehr gebrauchen kann. Ein paar Tage spaeter bemerke ich dann auch, dass die four-letter-words in Kanada auch garnicht aus den Sendungen rausgePIEPT werden. Reg (einer der wenigen aus Quebec stammenden hier) erklaert mir, dass die meisten Fernseher ne Funktion unterstuetzen, mit der man zwischen MIT und OHNE swearwords unterscheiden kann. Bei MIT kommt dann "Gimme the fuckin' gun" und bei OHNE dann sowas wie "Gimme the darn gun" oder so... naja, ich krieg die Nachbarn jedenfalls nicht OHNE (was ja auch ok ist). Als schwierig gestaltet sich dann nur bei mir das Wechseln: Am abend zuvor noch 2-3 Stunden den Slang geuebt, nur um ihn am naechsten Morgen in der Uni gleich wieder auszublenden.
Als dritter Nachbar wohnt in dem Haus noch Luke, Tamaras juengerer Bruder, der wohl mit der Schule fertig ist, aber eher keinen rechten Job hat/findet. Zumindest macht er grade "pretty much nothin', hangin' round, playing playstation, smokin' n stuff like that"...
Pete (der uebringens auch deutscher Abstammung ist und Beutler heisst, obwohl er das eher wie "Bijuta" ausspricht) erzaehlt dann was von seinem coolen Trip nach Amsterdam.
... hm... ja, nette Stadt, sofern man sich dann immer an die Stadt erinnern kann... denk ich mir, aber im Prinzip ist das eh schon klar gewesen, als ich Pete das erste Mal gesehen habe: Kiffer erkennt man an den halb runtergelassenen Augenlidern.
Kurz darauf packt er dann auch gleich eine Unze Grass auf den Tisch (28 gr., scheint hier die uebliche Ration zu sein) und fragt mich, ob ich schon mal was von "Northern Light" gehoert habe, weil das meistens aus Kanada stamme. Naja, Riesenland, was soll man da auch gross gegen machen koennen. Letzthin hatte mir schon eine Freundin von Hendrike erklaert, was die drei (einzigen) Leistungen des letzten Premierministers gewesen waeren und darunter war dann auch die Dekriminalisierung von Haschisch (...hmm... warum hab ich die anderen 2 vergessen?)
Der Rest des Abends geht dann in Rauschschwaden unter, schemenhafte Gesichter von Leuten tauchen auf, darunter Simone, aus Heidelberg stammend und seit 6 Jahren hier lebend mit ihrem Verlobten James (Archie)... JP, ein junger Familienvater und Dachdecker ... ein paar Biere fliessen dazu, kanadischer Rock laeuft im Hintergrund... Nachbars Katze schreit und springt am Fliegengitter hoch, weil sie als einzige in der Wohnung bleiben muss und gegen 23:00 gehen alle so ihrer Wege (meiner fuehrt ins Bett).
Welcome to Canada reloaded.

Samstag, August 14, 2004

Gimme Moore

Wohnungssuche in Waterloo.
Donnerstag (zwei Tage nach meiner Ankunft) bin ich das erste Mal nach Kitchener/Waterloo reingefahren und hab an der Uni nach Wohnungsanzeigen gesucht.
Drei Stueck hab ich gleich an dem Tag noch angeschaut.
Das erste war ein Kellerloch. Ein Kellerloch, dass in einem Haus zu siebt (alles Studenten) gewesen waere. Nicht schoen, ca. 400$ pro Monat, aber mit Informatikstudenten (hmmm... ist das jetzt ein plus oder ein minus?) Komischerweise werden hier die Keller sehr oft zu Wohnungen ausgebaut, meist dann komplett mit Teppich (inklusive Treppen). Wenn die Waende auch Teppich haetten, kaeme man sich vor, wie in einer Klischee-Gummizelle.
Naja, das erste Zimmer, was ich gesehen habe und ich hatte noch nicht grad das Gefuehl, dass ich da leben muss oder will.
Als zweites dann ein Zimmer von einem asiatisch anmutenden Ehepaar (ebenfalls Keller), die aber gluecklicherweise jemand fuer min. 8 Monate gesucht haben (2 Terms bzw. Trimester). Ausserdem hatten die eine Katze und ich (vermutlich) eine dazu passende Allergie.
Gluecklicherweise, weil das einfach ueberhaupt nicht mein Fall waere: Niesend und schneuzend mit dem eindringlichen Geruch von asiatischer Kueche, das alles dann noch 20 Minuten von der Uni entfernt auf einem Huegel. Nope.
Last not least dann nochmal ein asiatisches Paar (chinesisch diesmal, auch Informatikstudent): Sohn samt Mutter! Zimmer im 2.Stock, zwar in der Naehe der Uni, aber eben auch seltsam. Leider habe ich die Mutter fast nie verstanden (manchmal hat ihr Sohn dann uebersetzt), aber sie wollte niemanden so mit "dancin an singin on table yu no? ohh--terrible" ... war wohl ein schlimmer Vormieter. Oh - und keine zweite Person "no sleepin tu people here is only for one!" ... hmmm. Das schoene bei Chinesen ist, dass man immer freundlich laecheln kann (so wie die meisten von denen ja auch), ohne dass das unbedingt Zustimmung/Sympathie oder aehnliches bedeuten muss.
Etwas entmutigt, weil noch so garnichts auch nur interessantes dabei war.
Am Freitag dann erster Tag an der Uni. Treffen mit dem Professor (Tamer Özsu), mittags dann im University Plaza iranisch Essen gegangen (@Sarah: war aber nur eine Art Kebap!) und um 14:00 dann einen sprachlich eher (sehr) maessigen Vortrag gehoert. Ein Deutscher Wissenschaftler, der grad einen 4-woechigen englischen (!) Sprachkurs in Toronto macht hat ca. eine Stunde lang geredet (was man vermutlich auch in 20-30 Min. haette schaffen koennen)... aber Respekt fuer den Mut immerhin. Danach dann ein weiterer Wohnungstermin.
Was wirklich schwierig fuer Fremde (oder einfach nur fuer mich?) hier ist, dass viele Strassen in East/West bzw. South/North unterschieden werden, was dazu fuehrt, dass es dann oftmals eine 80 Moore Avenue (East) und eine fuer West gibt. vielleicht ist das aber auch nur eine weitere Entschuldigung fuer mein schlechten Orientierungssinn. Ich war jedenfalls eine halbe Stunde zu spaet und Roger, der mir das Haus zeigen wollte, war wieder weg. Nach einigen Telefonanrufen kam er dann aber doch nochmal vorbei und hat mir die Bleibe gezeigt, die ich dann spontan (nach den typischen 20 Minuten "aeh.. nehm ich das jetzt einfach so direkt? aeh... was wenn ich noch was besseres finden wuerde? was wenn nicht? etc." Gedanken) genommen habe.
300 Bucks plus utilities (das sind Wasser, Strom, Heizung), was insgesamt aber deutlich unter 400 bleiben wird.

Und so sieht das von aussen aus:


Nett, idyllisch direkt neben einem Friedhof gelegen (schraeg gegenueber). Falls ich also das Beduerfnis nach Heimat habe, werde ich da ab und zu zu den ganzen Graebern der "Hubers", "Schmidts", "Wagners", "Breithaupts" etc. gehen, die Gegend hier ist ja quasi von deutschen Immigranten nur so uebersaeht.

So... ein kleiner Blick in die gemuetliche Kueche:

(mit Blick nach draussen in den backyard.. aeh.. Hintergarten?)

und dann noch das/die Wohnzimmer (beides im Erdgeschoss) mit Blick zur Strasse:


bzw die Wohnzimmer in Richtung backyard:


Mit mir da darin wohnen derzeit Meagan, die aber Ende August auszieht. Sie ist erst 20, macht wohl grad Musik (laut Pete, meinem Nachbar, von dem ich dann demnaechst noch ein paar Stories loswerden muss, ist sie " a f*ckin hippie... a tree hugger!") Ich hab sie nur einmal am Dienstag bisher gesehen....
Phil ist der zweite im Bunde. 34, Bauingenieur und Golf- bzw. Angelfreak. Wenn er nicht arbeitet oder Golf spielt / angelt, geht er dann noch Baseball spielen oder Hockey oder zu seiner Mum oder... aber immerhin hab ich ihn schon oefters gesehen.

Also alles in allem: Nettes Haus, nette (und unauffaellige) Mitbewohner und (cliffhanger!) abgefahrene Nachbarn wie z.B. Pete und Tamara, Luke, JP, James (Archie) und Simone (die aus Deutschland ist!), Reg und der absolute maniac "The Chad"... aber was der Typ so macht, muss ich glaub ich mal ggf. auf Video festhalten.

Donnerstag, August 12, 2004

Tye-Break down

Ach ja, am letzten Freitag hatte ich dann noch son Erlebnis. Hendrike und Matthew haben ja (wie vermutlich sehr viele hier) zwei Autos. Einen (familienorientierten) Van und ein normales Auto, was ein ueber 12 Jahre alter und mit ca. 350.000 km recht "abgefahrener" Saturn ist. Sogar mit Gangschaltung, was mir auf Anhieb schon mal gefiel. Naja, man merkt dem Auto an, dass es seine besten Tage hinter sich hat... aber es faehrt eben noch.
Bis Freitag nachmittag zumindest.
Ich hatte also Auto, Karte von Kitchener/Waterloo und Mobiltelefon (auch von H&M, i.e. Hendrike und Matthew), um mir ein paar Wohnungen/Zimmer etc. anzuschauen, so wie ich das am Donnerstag auch gemacht habe.
Auf dem Heimweg dann (trotz Karte der Umgebung und relativem Gitternetz) totales Versagen meines Orientierungssinnes. Nicht nur, dass ich nie zwischen Innen und Aussen eines Gebaeudes die Orientierung hinkriege, oft genug scheitere ich auch an Karte und Realitaet. Also eine Strasse zuweit gefahren, gestoppt und dann in die naechste (Tye Road) abgebogen. Schotterpiste mit Schlagloechern... also nicht schneller als 50 km/h... nach 2 km (mitten zwischen zwei Bohnenfeldern) dann ein Schlag und ein seltsames Gefuehl beim Fahren... also Stopp, linke Tuer auf und kurz geschaut:Alles ok.
Beim vorsichtigen Anfahren dann nur noch komische Geraeusche von vorne rechts.
Aber nicht etwa n Platten, sondern gleich das ganze rechte Vorderrad aus der Lenkung gehebelt, trotz grader Lenkradposition stand also das rechte Vorderrad um ca. 45° ab. Manuelles Lenken (im Sinne von Aussteigen, Rad mit beiden Armen in gewuenschte Position reissen und dann ein paar Meter bis zur naechsten Biegung weiterfahren) waere also noch moeglich gewesen, die Strasse auch relativ grade. Hab ich dann aber besser sein gelassen und Matthew angerufen, der mich dann mit dem Van abgeholt hat. Witzigerweise war die naechste Werkstatt nur 1 km entfernt und der Saturn dann (kostenfrei dank kanadischem ADAC) abgeschleppt ...
naja, bloedes Gefuehl, dass Auto von jemand anderem zu schrotten (obwohl sich die Reperatur dann wohl als relativ simpel herausgestellt hat). H&M fandens ihrerseits bloed, dass die Panne dann ausgerechnet dann passiert, wenn jemand anderes den Wagen faehrt, so dass am Schluss ein kaputtes Vorderrad und drei Leute, denen es darum leid tut bei rausgekommen sind.
Ach ja, gelohnt hat sich's aber trotzdem, den direkt vorher hab ich das Haus angeschaut, in dem ich dann jetzt auch wohne.
(jop... that's the cliffhanger :-)

Mittwoch, August 11, 2004

Plattsville Paradise

Eine Woche Plattsville.
Plattsville liegt als kanadisches Dorf (unter 2000 Einwohnern, soweit ich weiss) ungefaehr hier:
(Falls die Bilder mal nicht erscheinen liegts an unserem Uniserver in Dresden, der hat wohl manchmal Wartungsarbeiten am Laufen)



Plattsville ist also eine 30minuetige Ecke (hier gibt man das irgendwie oft in Autominuten an hab ich das Gefuehl) suedwestlich von Toronto und Kitchener/Waterloo entfernt:



Plattsville was widerum in Kanada/Nordamerika ist (ok ok langsam wirds bloed)



Es ist also (wie Hendrike auch gesagt hat): Pampa.
Aber richtig schoene Pampa. Sogar ein richtig schoenes nettes Dorf. Zumindest war das mein Eindruck. Aber das liegt sicher auch an der liebenswerten Familie, die die beiden (Hendrike und Matthew) als mennonitische Pastoren dort haben. Und die besteht (neben den beiden Eltern) aus den drei Kindern Benedikt (4 Jahre), Thomas (2 Jahre) und Hanneke(9 Monate).
Benedikt ist der grosse Junge, der soweit recht viel in deutsch versteht, obwohl er keine rechte Lust auf deutsch sprechen hat ("Mum, I don't feel like speaking german."), sehr zum Leidwesen seiner Mutter. Ueberhaupt ist mir der "I don't feel like..." Satz im Gedaechtnis geblieben, weil er den ganz gerne sagt, wenn er grad einfach was anderes machen will. Klingt dann fuer einen Deutschen ungewohnt, wenn man "I don't feel like a glass of milk." hoert, was dann wohl heisst, dass er grad keine Milch trinken mag. Als groesster im Haus hat er natuerlich das Problem, dass er bei allem, was Papa macht gerne dabei waere und einfach schwer akzeptieren kann, wenn er noch zu klein ist. Immerhin weiss er, dass er 4 ist und das Thomas keine 5 ist, wie der widerum gerne behauptet.

Das ist Benedikt. Und wie (vermutlich viele kanadische/amerikanische Kinder) ist er ganz verrueckt danach, fotographiert zu werden. Als er dann aber rausgefunden hat, dass ich auch kleine Videofilmchen mit der Digitalkamera machen kann, war er dann da ganz heiss drauf. Demnaechst werde ich dann vermutlich auch mal das ein oder andere filmchen unter http://www.inf.tu-dresden.de/~ss174983/vidsfromwaterloo/ posten (Momentan ist da noch nix, kommt dann aber bestimmt mit Ankuendigung).

Thomas ist das Sandwich-Kind ... also halt der zweite von dreien. Mit seinen zwei Jahren sollte er wohl schon etwas mehr reden als er derzeit tut (Also an Wiebke und Christian: Er macht immer noch meistens "Naaaaaaaahhh" fuer Nein, wobei die Laenge die Intensitaet der Ablehnung ausdrueckt). Dafuer versteht er so ziemlich alles und hat auch einiges an Zeichensprache und eigenen Kurzformen ("Daaaaaaahh" fuer Daddy, " Maaaah" fuer Meins) drauf. Irgendwer hat ihn Thomas "Tornado" genannt und das ist er auch ganz gerne, wenn er so quer durch das Haus rennt.


So sieht er meist aus (verschwommen, weil er sich bewegt... hier schon auf dem Weg, das Display der Kamera anschauen zu wollen)

Und die dritte im Bunde ist dann Hanneke. Ein suesses Baby und mit ihren 9 Monaten dann doch schon eine kleine Persoenlichkeit. Nach ein paar Tagen hat sie mich dann auch so als Traeger (ab und zu) akzeptiert. Wird grade mit dem Krabbeln richtig schnell und faengt auch schon an, sich an Stuhlbeinen oder so hochzuziehen...
und bringt halt (wie so viele kleine Kinder) wenn sie lacht jeden auch zum Lachen (naja, zumindest mich... hmmm Notiz fuer spaeter: Komme ich bald in das Alter, in dem Kinder ein eindringlicher wunsch werden?)


Isn't she sweet?

So. Und ich hab da also eine Woche gelebt und mich so sehr wohl und integriert gefuehlt, dass ich gestern nur schweren Herzens in meine neue Bleibe gezogen bin. Und irgendwie muss man da schon grosse Bewunderung (manch einer wuerde wohl eher Bedauern sagen, ich aber nich!) den Eltern aussprechen, weil man mit drei kids einfach uuuunglaublich viel zu tun hat.
Matthew (ein orignal western ontario boy, und sogar urspruenglich als Amish aufgewachsen) und Hendrike (in Bade-Wuerteberg aufg'wachse... abr au koi echte schwob) sind in der dortigen Nith Valley Mennonite Church Pastoren und ich konnte feststellen, dass der dortige Sonntagsgottesdienst (vielleicht wegen der kleinen Gemeinde) einfach echt sehr nett ist. Zwischendurch wird dann mal nach Announcements gefragt, wo einfach jeder die Gemeinde irgendwas wissen lassen kann, was ihn grad so beschaeftigt (Krankenhausaufenthalt eines Verwandten oder so), wobei da jetzt nicht jeder jedesmal was erzaehlt (eher so 2-3 Leute denke ich mal)... aber eben recht nett und gemeinschaftlich. Danach gabs dann noch Kaffee und Plaetzchen in Kirchenkeller, wobei ich dann da auch gleich wieder nett mit einigen Leuten ins Gespraech gekommen bin. Naja, alles in allem beeindruckend und schoen.

Ich hab also die ersten Tage im Prinzip damit verbracht, mich mal an der Uni umzuschauen, ein paar Zimmer/Wohnungen anzuschauen, ein Hospital als Repraesentant des kanadischen health systems kennen zu lernen und die Vorteile des Besitzes eines Handys bei Autopannen in the middle of nowhere schaetzen zu lernen (aber das is dann wieder ne andere story)

So. Fuer die ganze (nicht ironisch gemeint) praktizierte Naechstenliebe von Hendrike und Matthew hab ich dann wenigstens soweit ich konnte versucht, mich nuetzlich zu machen. Nach einer Weile hab ich dann auch meine Scheu von den kids verloren und ich denke, sie haben dann auch den Vorteil, dass sich ein Fremder meist nicht so traut, sie in ihre Schranken zu weisen ("runter vom Tisch", "nein, kein Wasser ins Essen schuetten", etc) irgendwann verloren.

Als eine Art Beweisphoto dann das hier (nicht gestellt):

Ich beim Ausladen von 2 Tonnen Sand in den Sandkasten der kids (Thomas als zusaetzlicher thrill factor im Hintergrund... er und Benedikt waren quasi permantent am da rumspringen, weshalb man dann auch immer n bischen aufpassen muss, wo man den Sand hinschuettet.

Dummerweise hab ich dann glaub ich garkeine Photos von Matthew und Hendrike gemacht (was aber sicher noch kommt, weil ich noch oefters mal nach Plattsville Paradise fahren werde)

Naja, viel koennt ich noch schreiben, aber die richtigen Worte finden ist da schon schwer. Einfach ein suuupernetter Start gewesen und ich bin denen beiden (und auch den kids fuer die Erfahrung/Spass) richtig dankbar.
Die haben jetzt mal ne Woche Urlaub, allerdings mit kids, so dass sie sich allenfalls vom temporaeren vierten (that's me) erholen koennen.

Und ein nettes ritual vor dem essen (Thomas ist dazu immer aufgestanden und hat in die Luft geboxt, obwohl es ja ein kindertischgebet ist, aber das war wohl einfach sein zeichen fuer "ich mag das") gabs dann immer folgendes Gebet/Lied. Naja, ganz hab ichs mir nicht gemerkt glaub ich aber so in etwa (man beachte die frueh-paedagogische Aussage der Henne/Ei Problematik in Vers 3 ;-):


Thank the brown cow for the chocolate milk
thank the oink oink oink for the bacon on the grill
thank the egg for the chicken and the chicken for the egg
thank the lord for our daily bread
amen


no blood clots in your leg

Ok cool...
das mit den comments klappt ja super :-)
hier dann die "Schmidtchen Schleicher"-Story mit "meine elastische Beine"

Die erste Nacht in Plattsville. Extra spaet ins Bett gegangen, damit ich den jet lag nicht so lange mit mir rumtrage... um 5 dann aufwachen mit Schmerzen im linken Bein. Durch meine natuerliche Begabung zur Hypochondrie hab ich dann die naechste halbe Stunde damit verbracht, mir auszumalen, dass ich eine Thrombose habe und wie schlimm sich das auf meinen Aufenthalt auswirken koennte. Unterstuetzt habe ich das dann noch durch das kurze Internet-basierte Studium von Thrombosen im Allgemeinen (die tiefen Beinvenenthrombosen muessen naemlich garnicht weh tun und sind nicht sichtbar und nur durch Ultraschall/Roentgen diagnostizierbar.
Naja, gegen fruehen Vormittag hat mich Hendrike dann nach einer telefonischen Ferndiagnose ihrer Freundin (die Krankenschwester ist) in das St.Mary's Hospital gefahren. Dort in die Notaufnahme und erstmal lots of paperwork ("Sebaestschn Schaer? How do you spell that? Oh- with a C .. quite funny") Zumindest das Klischee, dass fast jeder hier weiss, wieviel von welcher Nationalitaet man in sich traegt, bewahrheitet sich. Hier in Kitchener (was frueher ja Berlin hiess) gibts recht viel deutsche Wurzeln. Ich jedenfalls (um gleich mal Christians Frage nach den kanadischen Krankenschwestern zu beantworten) hatte es mit einer polnischen Ursprungs zu tun (in der Notaufnahme). Die zweite (fuers Blutabnehmen) weiss ich garnicht mehr genau, habe aber mit ihr auch nicht soviel gesmalltalkt (obwohl ich diese kleinen Gespraeche wirklich bereits jetzt sehr schaetze, weil es einfach Informationsaustausch ist, den man bei uns nicht hat/macht und dabei oft was interessantes haengen bleibt)
Der doc hat mich dann kurz gecheckt und zum Ultraschall geschickt (ich wurde wie ein schwerverletzter Fuesse voran im Bett durch das halbe Krankenhaus geschoben, was irgendwie zwischen cool, uebertrieben und peinlich war). Der Ultraschall wird hier nicht vom Arzt gemacht, sondern von dazu speziell ausgebildeten technicians, die weil sie eben keine Aerzte sind auch keine Diagnose geben duerfen. Die junge Frau, die das bei mir gemacht hat, hat mich dann aber dankenswerterweise mit einem befreienden und motivierenden "there's no blood clots in your legs. Go write your master's thesis" wieder zum doc zurueck geschickt. Nach 20 Minuten im Bett liegend auf dem Gang wartend (lunch break) kam dann auch eine resolute vollschlanke Krankenschwester, die mich dann zurueck gefahren hat. Der Doc hat dann die Diagnose noch mal etwas verfeinert und mir angeraten, in den folgenden Tagen 3 mal taeglich ne gute Portion Aspirin zu schlucken und irgendwas von minor clots oder so gesagt, also wohl so zu verstehen, dass ich keine akute Gefahr habe, aber vielleicht doch so kleinere Blutproepfchen oder so habe. Zumindest hab ich das so verstanden und dann aus Eigenbestrafung und -beruhigung die folgenden Tage zumindest nachts immer einen Kompressionsstrumpf angehabt (zusaetzlich zu den Aspirin).
Gekostet hat der ganze Spass dann 570$ (450$ fuer die Notaufnahme, 50$ der Doc, der Rest wohl Ultraschall und taxes oder so). Nach einem kleinen Telefongespraech mit meinerAuslandskrankenkasse hat sich dann noch rausgestellt, dass ich eigentlich nicht richtig versichert bin, weil die Damen in der Sparkasse mich irgendwie falsch beraten haben. Nach ein paar weiteren kleinen Gespraechen kam dann aber raus, dass ich daran ja nicht schuld bin und der Versicherungsschutz gilt, weshalb ich jetzt dann schleunigst die Rechnungen dahin schicken werde und dann das Geld zurueck kriegen werde.
Als kleines Andenken von der ganzen Sache hab ich dann noch mein Baendchen behalten, dass mir ums Handgelenk getackert wurde ("just so that you won't get lost").


Montag, August 09, 2004

Flug und Ankunft

Tja, so gesehen ist zu dem Thema nun wirklich nicht viel zu sagen, ausser dass ich wohl besser auf den Rat einer jungen Krankenschwester (Hi an Nicole) befolgen haette sollen und die nicht besonders attraktiven, aber sehr nuetzlichen Kompressionsstruempfe fuer den Flug haette anziehen sollen, was mich dann wohl um eine interessante, wenn auch beaengstigende Erfahrung mit dem kanadischen Gesundheitswesen gebracht haette. Ich jedenfalls habe die Struempfe nicht getragen und bin im Flieger von London nach Toronto auch nur 2-3 mal kurz aufgestanden, was dann wohl der zweite Fehler war.
Britisch Airways war soweit ok, jeder hat mittlerweile seinen eigenen kleinen LCD an der Rueckseite des Vordersitzes und so konnte ich dann auch einer ganzen Reihe von Filmen auswaehlen (bin dann doch bei Shrek 2, The day after tomorrow (zumindest fuer zwanzig Minuten) und Punch drunk love (Kategorie: skurril) haengen geblieben).
In Toronto hab ich dann all meinen Befuerchtungen zum Trotz ueberhaupt keine Erklaerungsschwierigkeiten bei der Passkontrolle gehabt. Im Gegenteil: Die Passbeamtin war supernett und ich musste nicht mal ein
offizielles Einladungsschreiben vorlegen.
Hendrike hat mich dann liebenswerterweise direkt abgeholt und so sind wir dann erstmal von der Weltmetropole Toronto direkt nach Plattsville gefahren. Hendrike und Matthew (ihr Mann) sind beide mennonitische Pastoren in der hier ansaessigen Nith Valley Mennonite Church, einer kleinen Gemeinde von 150-200 Mitgliedern. Hendrike ist Wiebkes Schwester und Wiebke widerum eine Freundin von Katrin (just to get the connection).
Zusammen mit ihren drei Kindern (Benedikt (4), Thomas (2) und Haneke (9 Monate)) sind sie "just awesome". Aber darueber dann noch demnaechst mehr...

Samstag, August 07, 2004

Welcome to Canada

so.
angekommen.
In naechster Zeit werden hier also in unregelmaessigen Abstaenden einige meiner Eindruecke und Erlebnisse festgehalten werden.
Jeder ist natuerlich zu Kommentaren eingeladen (einfach nur auf comment klicken und dann gehts los)

Hasta pronto,

Seb

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