Mittwoch, August 11, 2004

Plattsville Paradise

Eine Woche Plattsville.
Plattsville liegt als kanadisches Dorf (unter 2000 Einwohnern, soweit ich weiss) ungefaehr hier:
(Falls die Bilder mal nicht erscheinen liegts an unserem Uniserver in Dresden, der hat wohl manchmal Wartungsarbeiten am Laufen)



Plattsville ist also eine 30minuetige Ecke (hier gibt man das irgendwie oft in Autominuten an hab ich das Gefuehl) suedwestlich von Toronto und Kitchener/Waterloo entfernt:



Plattsville was widerum in Kanada/Nordamerika ist (ok ok langsam wirds bloed)



Es ist also (wie Hendrike auch gesagt hat): Pampa.
Aber richtig schoene Pampa. Sogar ein richtig schoenes nettes Dorf. Zumindest war das mein Eindruck. Aber das liegt sicher auch an der liebenswerten Familie, die die beiden (Hendrike und Matthew) als mennonitische Pastoren dort haben. Und die besteht (neben den beiden Eltern) aus den drei Kindern Benedikt (4 Jahre), Thomas (2 Jahre) und Hanneke(9 Monate).
Benedikt ist der grosse Junge, der soweit recht viel in deutsch versteht, obwohl er keine rechte Lust auf deutsch sprechen hat ("Mum, I don't feel like speaking german."), sehr zum Leidwesen seiner Mutter. Ueberhaupt ist mir der "I don't feel like..." Satz im Gedaechtnis geblieben, weil er den ganz gerne sagt, wenn er grad einfach was anderes machen will. Klingt dann fuer einen Deutschen ungewohnt, wenn man "I don't feel like a glass of milk." hoert, was dann wohl heisst, dass er grad keine Milch trinken mag. Als groesster im Haus hat er natuerlich das Problem, dass er bei allem, was Papa macht gerne dabei waere und einfach schwer akzeptieren kann, wenn er noch zu klein ist. Immerhin weiss er, dass er 4 ist und das Thomas keine 5 ist, wie der widerum gerne behauptet.

Das ist Benedikt. Und wie (vermutlich viele kanadische/amerikanische Kinder) ist er ganz verrueckt danach, fotographiert zu werden. Als er dann aber rausgefunden hat, dass ich auch kleine Videofilmchen mit der Digitalkamera machen kann, war er dann da ganz heiss drauf. Demnaechst werde ich dann vermutlich auch mal das ein oder andere filmchen unter http://www.inf.tu-dresden.de/~ss174983/vidsfromwaterloo/ posten (Momentan ist da noch nix, kommt dann aber bestimmt mit Ankuendigung).

Thomas ist das Sandwich-Kind ... also halt der zweite von dreien. Mit seinen zwei Jahren sollte er wohl schon etwas mehr reden als er derzeit tut (Also an Wiebke und Christian: Er macht immer noch meistens "Naaaaaaaahhh" fuer Nein, wobei die Laenge die Intensitaet der Ablehnung ausdrueckt). Dafuer versteht er so ziemlich alles und hat auch einiges an Zeichensprache und eigenen Kurzformen ("Daaaaaaahh" fuer Daddy, " Maaaah" fuer Meins) drauf. Irgendwer hat ihn Thomas "Tornado" genannt und das ist er auch ganz gerne, wenn er so quer durch das Haus rennt.


So sieht er meist aus (verschwommen, weil er sich bewegt... hier schon auf dem Weg, das Display der Kamera anschauen zu wollen)

Und die dritte im Bunde ist dann Hanneke. Ein suesses Baby und mit ihren 9 Monaten dann doch schon eine kleine Persoenlichkeit. Nach ein paar Tagen hat sie mich dann auch so als Traeger (ab und zu) akzeptiert. Wird grade mit dem Krabbeln richtig schnell und faengt auch schon an, sich an Stuhlbeinen oder so hochzuziehen...
und bringt halt (wie so viele kleine Kinder) wenn sie lacht jeden auch zum Lachen (naja, zumindest mich... hmmm Notiz fuer spaeter: Komme ich bald in das Alter, in dem Kinder ein eindringlicher wunsch werden?)


Isn't she sweet?

So. Und ich hab da also eine Woche gelebt und mich so sehr wohl und integriert gefuehlt, dass ich gestern nur schweren Herzens in meine neue Bleibe gezogen bin. Und irgendwie muss man da schon grosse Bewunderung (manch einer wuerde wohl eher Bedauern sagen, ich aber nich!) den Eltern aussprechen, weil man mit drei kids einfach uuuunglaublich viel zu tun hat.
Matthew (ein orignal western ontario boy, und sogar urspruenglich als Amish aufgewachsen) und Hendrike (in Bade-Wuerteberg aufg'wachse... abr au koi echte schwob) sind in der dortigen Nith Valley Mennonite Church Pastoren und ich konnte feststellen, dass der dortige Sonntagsgottesdienst (vielleicht wegen der kleinen Gemeinde) einfach echt sehr nett ist. Zwischendurch wird dann mal nach Announcements gefragt, wo einfach jeder die Gemeinde irgendwas wissen lassen kann, was ihn grad so beschaeftigt (Krankenhausaufenthalt eines Verwandten oder so), wobei da jetzt nicht jeder jedesmal was erzaehlt (eher so 2-3 Leute denke ich mal)... aber eben recht nett und gemeinschaftlich. Danach gabs dann noch Kaffee und Plaetzchen in Kirchenkeller, wobei ich dann da auch gleich wieder nett mit einigen Leuten ins Gespraech gekommen bin. Naja, alles in allem beeindruckend und schoen.

Ich hab also die ersten Tage im Prinzip damit verbracht, mich mal an der Uni umzuschauen, ein paar Zimmer/Wohnungen anzuschauen, ein Hospital als Repraesentant des kanadischen health systems kennen zu lernen und die Vorteile des Besitzes eines Handys bei Autopannen in the middle of nowhere schaetzen zu lernen (aber das is dann wieder ne andere story)

So. Fuer die ganze (nicht ironisch gemeint) praktizierte Naechstenliebe von Hendrike und Matthew hab ich dann wenigstens soweit ich konnte versucht, mich nuetzlich zu machen. Nach einer Weile hab ich dann auch meine Scheu von den kids verloren und ich denke, sie haben dann auch den Vorteil, dass sich ein Fremder meist nicht so traut, sie in ihre Schranken zu weisen ("runter vom Tisch", "nein, kein Wasser ins Essen schuetten", etc) irgendwann verloren.

Als eine Art Beweisphoto dann das hier (nicht gestellt):

Ich beim Ausladen von 2 Tonnen Sand in den Sandkasten der kids (Thomas als zusaetzlicher thrill factor im Hintergrund... er und Benedikt waren quasi permantent am da rumspringen, weshalb man dann auch immer n bischen aufpassen muss, wo man den Sand hinschuettet.

Dummerweise hab ich dann glaub ich garkeine Photos von Matthew und Hendrike gemacht (was aber sicher noch kommt, weil ich noch oefters mal nach Plattsville Paradise fahren werde)

Naja, viel koennt ich noch schreiben, aber die richtigen Worte finden ist da schon schwer. Einfach ein suuupernetter Start gewesen und ich bin denen beiden (und auch den kids fuer die Erfahrung/Spass) richtig dankbar.
Die haben jetzt mal ne Woche Urlaub, allerdings mit kids, so dass sie sich allenfalls vom temporaeren vierten (that's me) erholen koennen.

Und ein nettes ritual vor dem essen (Thomas ist dazu immer aufgestanden und hat in die Luft geboxt, obwohl es ja ein kindertischgebet ist, aber das war wohl einfach sein zeichen fuer "ich mag das") gabs dann immer folgendes Gebet/Lied. Naja, ganz hab ichs mir nicht gemerkt glaub ich aber so in etwa (man beachte die frueh-paedagogische Aussage der Henne/Ei Problematik in Vers 3 ;-):


Thank the brown cow for the chocolate milk
thank the oink oink oink for the bacon on the grill
thank the egg for the chicken and the chicken for the egg
thank the lord for our daily bread
amen


responses and insults:
grüße von martin

hi sebi - danke für die mail!

ist ne schöne sache dein online(b)logbuch, sehr interessant, was dir so widerfahren ist - aber erschreckend, das du gleich erstmal im krankenhaus gelandet bist. naja das alter... ;)

freu mich schon auf weitere berichte...

thx nochmal für das schöne 'abschiedsgrillen' an der elbe (wenn du wiederkommst ist das für ein 'willkommensgrillen' wahrschinlich zu kalt *g*)

viel spaß und gutes vorankommen bei deiner arbeit

martin (spindler, es sind ja der martin vieler)
 
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