Dienstag, August 17, 2004

There goes the neighborhood

Dienstag, vergangene Woche.
Ich bin fast etwas wehmuetig, nach einer Woche Plattsville Paradise nun in die Stadt zu ziehen und erstmal keinen zu kennen. Am fruehen Dienstag nachmittag faehrt mich also Matthew in meine neue Bleibe 80, Moore Ave. Am Anfang hab ich immer gedacht, dass es etwas komisch klingt, wenn ich sage: "Next week I'll move to my new place" oder so, weil umziehen ja doch etwas uebertrieben ist, wenn man einen Koffer und zwei Rucksaecke mit sich hat. Aber was Hendrike und Matthew mir dann alles so mitgegeben haben, hat dann doch deren Van gefuellt. Trotzdem: Nach einer Stunde alles verstaut und eingerichtet (is ja auch nich so viel). Dann mit Meagan unterhalten und spazieren gewesen.
So gegen 18:00 ruft dann Pete (der Nachbar) rueber und fragt, ob ich Lust auf n Bier haette, was ich natuerlich nicht ablehnen kann/will... neue Leute kennenlernen ist ja oberste Devise.
So let's try canadian beer (@joern&nicole: ihr solltet mich ja gut auf den Kulturschock vorbereitet haben!)... und was soll ich sagen: Is garnich so schlecht. Ich hab Brick (lokales aus Waterloo) und Creemore getrunken und mehr weiss ich nicht mehr (in Punkto Bier).
Jedenfalls hab ich erstmal die Nachbarn Pete & Tamara kennengelernt. Und mit ihnen dann gleich noch n Haufen ihrer Freunde, Bekannte etc. Und nach ueber einer Woche in Kanada hoer ich dann das erste Mal (endlich) das, was man sich so als Klischeesprache auch vorstellt: Kaum n Satz ohne "Fuck", "Fuckin'", "mother~", "bitch" und heftigster Slang, bei dem man aber auch garnix von seinem Schulenglisch mehr gebrauchen kann. Ein paar Tage spaeter bemerke ich dann auch, dass die four-letter-words in Kanada auch garnicht aus den Sendungen rausgePIEPT werden. Reg (einer der wenigen aus Quebec stammenden hier) erklaert mir, dass die meisten Fernseher ne Funktion unterstuetzen, mit der man zwischen MIT und OHNE swearwords unterscheiden kann. Bei MIT kommt dann "Gimme the fuckin' gun" und bei OHNE dann sowas wie "Gimme the darn gun" oder so... naja, ich krieg die Nachbarn jedenfalls nicht OHNE (was ja auch ok ist). Als schwierig gestaltet sich dann nur bei mir das Wechseln: Am abend zuvor noch 2-3 Stunden den Slang geuebt, nur um ihn am naechsten Morgen in der Uni gleich wieder auszublenden.
Als dritter Nachbar wohnt in dem Haus noch Luke, Tamaras juengerer Bruder, der wohl mit der Schule fertig ist, aber eher keinen rechten Job hat/findet. Zumindest macht er grade "pretty much nothin', hangin' round, playing playstation, smokin' n stuff like that"...
Pete (der uebringens auch deutscher Abstammung ist und Beutler heisst, obwohl er das eher wie "Bijuta" ausspricht) erzaehlt dann was von seinem coolen Trip nach Amsterdam.
... hm... ja, nette Stadt, sofern man sich dann immer an die Stadt erinnern kann... denk ich mir, aber im Prinzip ist das eh schon klar gewesen, als ich Pete das erste Mal gesehen habe: Kiffer erkennt man an den halb runtergelassenen Augenlidern.
Kurz darauf packt er dann auch gleich eine Unze Grass auf den Tisch (28 gr., scheint hier die uebliche Ration zu sein) und fragt mich, ob ich schon mal was von "Northern Light" gehoert habe, weil das meistens aus Kanada stamme. Naja, Riesenland, was soll man da auch gross gegen machen koennen. Letzthin hatte mir schon eine Freundin von Hendrike erklaert, was die drei (einzigen) Leistungen des letzten Premierministers gewesen waeren und darunter war dann auch die Dekriminalisierung von Haschisch (...hmm... warum hab ich die anderen 2 vergessen?)
Der Rest des Abends geht dann in Rauschschwaden unter, schemenhafte Gesichter von Leuten tauchen auf, darunter Simone, aus Heidelberg stammend und seit 6 Jahren hier lebend mit ihrem Verlobten James (Archie)... JP, ein junger Familienvater und Dachdecker ... ein paar Biere fliessen dazu, kanadischer Rock laeuft im Hintergrund... Nachbars Katze schreit und springt am Fliegengitter hoch, weil sie als einzige in der Wohnung bleiben muss und gegen 23:00 gehen alle so ihrer Wege (meiner fuehrt ins Bett).
Welcome to Canada reloaded.

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